Ambroise Marchand

Aus dem fernen Osten in den Westen

Unsere Seidenstrasse (Teil 20)

Unsere Rückreise nach Europa führt uns durch Sibirien, durch den Ural und durch die Ebenen Russlands, bevor wir die baltischen Länder erreichen. Wir werden Estland, Lettland und Litauen durchqueren, wo wir eine Fähre nach Kiel in Deutschland nehmen werden. Die letzten Kilometer der Reise werden uns in verschiedene Ortschaften in Deutschland und in der Schweiz führen, damit wir mit unseren Freunden und unserer Familie ein wenig Zeit verbringen, bevor wir nach Winterthur ankommen.

Nachdem wir die mongolische Grenze überquert haben, suchen wir einen ruhigen Ort für unsere erste Nacht in Russland. Dann nehmen wir die Strasse durch Burjaten. Wir bemerken fast keinen Unterschied zur Mongolei, da die Kultur auf beiden Seiten der Grenze gleich ist. In Burjaten ist die Entwicklung weiter fortgeschritten, und die Industrialisierung von der Sowjetunion hat Spuren hinterlassen. Wir besuchen das buddhistische Zentrum in der Nähe von Ulan-Ude. Es wird eine Erfahrung ausserhalb der Zeit und ausserhalb unseres Verständnisses sein, da die buddhistischen Glauben so weit von unseren christlichen Denkmustern entfernt sind.

Wir kommen dann an den Baikalsee. Es ist das grösste Reservat an flüssigem Süsswasser auf der Erdoberfläche und der Baikalsee ist bekannt für die Transparenz seines Wassers, die eine perfekte Sicht bis zu einer Tiefe von ungefähr 40 Metern ermöglicht. Für die ersten Einwohner (türkischen und mongolischen Vorfahren) war der See ein heiliges Meer, der Wort Baikal stammt aus der türkischen Wort "Bucht Köl" ("reicher / heiliger See"). Wir kommen in dieser Region an, nach einer Zeit starken Regens und sehr starker Überschwemmungen und nach dem Beginn von  Waldbränden. Im Sommer 2019 werden riesige Waldflächen in Sibirien verbrannt. Die Atmosphäre ist schwer, die Feuer sind sehr weit von uns entfernt, aber eine Rauchwolke bildet sich wie ein Nebel und dämpft das Sonnenlicht stark. Es ist auch eindrücklich durch überflutete Gebiete oder Dörfer in die Schlamm und Wasser haben alles zerstört. Wir verbringen ein paar Tage mit einer deutsch-schweizerischen Familie am See, bevor wir gemeinsam nach Irkutsk fahren.

Von Irkutsk aus nehmen wir allein die Strasse nach Novo-Sibirsk, wo wir Josie und Hartmut treffen müssen. Beide sind seit mehreren Monaten an Bord eines BMW Coupés unterwegs. Wir hatten sie an der Grenze zwischen Turkmenistan und Usbekistan getroffen und zusammen hatten wir ein Stück Strasse gemacht, dann haben wir uns getrennt, weil sie in Richtung Tadschikistan und Pamir-Highway gefahren sind.

Wir nutzten den Stopp in der Grossstadt Novo-Sibirsk, um unsere Heizung zu reinigen und einige Reparaturen zu machen, und dort treffen wir Denis, der uns seinen Garten als Camping anbieten wird.

Wir reisen durch Russland weiter mit Josie und Hartmut. Diese lange Weg führt uns durch die folgende Stadt: Omsk, Tjumen, Jekaterinburg, Perm, Kasan, Nijni-Novgorod und Sankt Petersburg.

Auf der Strasse zwischen Tjumen und Jekaterinburg haben wir einen schweren Verkehrsunfall. Wir kommen zum Glück mit ein paar Kratzern heraus, aber mit einer grossen psychischen Wunde. Wir bringen Isidore in einer Garage in Jekaterinburg, um das Fahrzeug überprüfen zu lassen und ein oder zwei Oberflächenreparaturen durchzuführen. Das Urteil: Isidore kann wieder auf die Strasse fahren, die Wohnzelle hat den Schock absorbiert und den Pickup hat nicht zu viel gelitten. Das Wichtigste für uns ist, dass die Sicherheit immer gewährleistet ist, da Bremsen, Reifen, Fahrwerk und Motor nicht beschädigt werden. Einige sichtbare äussere Spuren und einige Schäden im Inneren der Wohnzelle erinnern uns jeden Tag an diesen schlechten Moment, aber auch an das Glück, am Leben zu sein! Also machen wir uns mit Josie und Hartmut auf den Weg nach Europa.

Wenige Kilometer von Jekaterinburg fahren wir zurück in Europa, dort ist ein Denkmal vorhanden, um diese Kontinentalgrenze zu markieren. Dann besuchen wir Perm36, den letzten Gulag, der in Russland besucht werden kann. Dieser Besuch lässt uns ratlos ... Die Website wird seit einigen Jahren vom Staat verwaltet und wir wissen nicht, ob die Ausstellungen über das Leben im Gulag darstellt die Realität oder ob es sich um eine Manipulation und sich um Propaganda handelt.

In Kasan verbringen wir unseren letzten Tag mit Josie und Hartmut. Wir nutzen einen Zwischenstopp in Kasan, weil wir nach dem Besuch des Gulags wieder die Menschlichkeit spüren müssten, und dies wird an einem ganz besonderen Ort der Fall sein: dem Tempel aller Religionen. Seit 1994 versucht ein aussergewöhnlicher Ort an den Ufern der Wolga, etwas ausserhalb der Stadt Kasan, die grossen Religionen unserer Zeit zusammenzubringen. Dieser Universaltempel spiegelt das reiche architektonische Erbe Kasans wider und ist das Projekt eines visionären Künstlers, Ildar Khanov (Maler und Bildhauer) mit Hilfe seines Bruders (Architekt). Wir sind beeindruckt von die Skulpturen, die Architektur und den Geist dieses Tempels.

Wir nehmen die Strasse nach Sankt-Petersburg. Diese historische Stadt wird unser letzter russischer Halt sein. Wir entdecken die Kanäle, die historischen Denkmäler und die Architektur der Stadt. Die Paläste sind grossartig und lassen uns über den Grössenwahn bestimmter mächtigen Herren aus der Vergangenheit, aber auch an den Wahnsinn vom heutigen Politiker nachdenken...

Wir verlassen Russland in Narva ohne Probleme und in kürzester Zeit sind wir in Estland. Wir durchqueren Estland, Lettland und Litauen in wenigen Tagen, weil wir Ende August die Fähre in Klaipėda nehmen müssen. In den baltischen Ländern wird es nach den grossen russischen Städten eine Rückkehr zur Natur sein und wir entdecken die Freude am Campen auf Campingplätze wieder! Unsere letzte Nacht auf einem echten Campingplatz war vor mehr als drei Monaten in der Türkei entlang der Mittelmeerküste! Estland und insbesondere die Hauptstadt Tallinn sind sehr entwickelt. Die Wirtschaft scheint wohlhabend und der Tourismus ist sicher eine wichtige Geldquelle für die Einwohner. Wir gehen um die Märkte herum und wir finden Pfifferlinge. Wir kaufen eine riesige Schachtel von den leckeren Pilzen und wir kochen sie am Abend mit Teigwaren! In Lettland und Litauen nehmen wir uns Zeit, um uns auszuruhen und die letzten Momente vor unserer Rückkehr in die Schweiz zu geniessen. Wir nehmen die Fähre nach Klaipėda für eine Nacht und einen Tag auf dem See. Es wird unsere erste und einzige Nacht in fünf Monaten ausserhalb von Isidor sein. Leider aus Sicherheitsgründen müssen wir in einer Kabine schlafen. Es ist ein komisches Gefühl und wir verlassen nicht sehr gern unser gemütliches Nest. Wir steigen dann in Kiel in Deutschland aus und machen in wenig Zeit die Strasse bis in der Schweiz. Dort warten auf uns Kollegen und Familie und wir werden bestimmt richtig feiern vor dass wir wieder nach Hause fahren!

 

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